Mittwoch, 10. Dezember 2014

"Todesstrafe" für alles und jeden! - Hetze in sozialen Netzwerken

Wie bereits in der Einleitung angekündigt, wird dieser Post sich mit der Hetze in sozialen Netzwerken – wieder am Beispiel von Facebook – beschäftigen. Viel zu oft sind solche Aktionen schon in Selbstjustiz oder falsche Verdächtigungen ausgeartet. Außerdem ist es immer wieder erschreckend, anzusehen, wie schnell Menschen dazu bereit sind, sich für die Todesstrafe auszusprechen oder private Daten von vermeintlichen Verdächtigen zu veröffentlichen und diese für vogelfrei zu erklären. Besonders im Internet stellt dies ein Problem von bisher unbekanntem Ausmaß dar.

Im Folgenden werde ich kurz skizzieren, wie sich das in diesem konkreten Fall zugetragen hat. Ein Video von einem jungen Mann, der ein Tier quält, wird veröffentlicht. Anscheinend werden auch der reale Name und die Adresse dieses Tierquälers bekannt. Nun versuchen etliche Seitenbetreiber, wie bereits im vorherigen Blogpost erklärt, ihre Reichweite durch das Verbreiten dieses Videos zu erhöhen. Zusätzlich dazu verweisen sie auf eine, offensichtlich von ihnen erstellte, Seite, die nur dazu dienen soll, speziell gegen die Person zu hetzen, die im Video zu sehen ist. Schließlich will man als empörter Nutzer auch auf dem neuesten Stand jedes Skandals sein. Auf dieser neuen Seite wird dann wieder das entsprechende Video mit dem Aufruf, diesen Tierquäler zu finden und ihm seine "gerechte" Strafe zu erteilen, geteilt. Hierbei handelt es ganz klar um einen privaten Fahndungsaufruf, welcher auch noch dazu anstiftet Selbstjustiz zu begehen. Auf diese rechtlichen Aspekte werde ich vertieft in einem späteren Post eingehen. Vorweg sei schon einmal klargestellt, dass man sich hiermit ganz klar strafbar macht!

Für den Seitenbetreiber bringt dieses ganze Geschehen mit sich, dass seine Abonnenten nun praktisch doppelt mit von ihm administrierten Seiten interagieren. Folglich erhöht sich seine Reichweite, und ihm steht nun eine weitere, gut besuchte Seite zu Verfügung, um seine Interessen zu verfolgen. Nun muss die neue Seite mit Posts versorgt werden. Dazu erfanden die Seitenbetreiber im Beispiel eine angebliche Presseinformation von der DPA, in der es hieß, der besagte Tierquäler sei in der Nacht von einem maskierten Täter angegriffen worden und schwebe nun in Lebensgefahr. Der Vermerk des Seitenbetreibers: "GERECHTIGKEIT SIEGT EBEN DOCH!!!!!!!!!!!!" Selbstjustiz ist jedoch niemals gerecht! Ich möchte darauf hinweisen, dass ich keinerlei Sympathien mit dem im Video abgebildeten Menschen empfinde, ich verlasse mich lediglich auf das Rechtssystem, welches sich um solche Probleme kümmert.

Noch dreister wurde das Ganze, als diese Seiten einige Zeit nach dem hier angesprochenen Skandal, weitere Videos hochluden, auf denen Tierquäler zu sehen waren. Auch für diese wurde – natürlich – erst einmal die Todesstrafe gefordert. Man muss sich einmal auf der Zunge zergehen lassen, wie lange die Menschheit dafür kämpft und gekämpft hat, um sich nicht von einer staatlichen Institution das Recht auf das eigene Leben aberkennen lassen zu können. Wie kann man sich jetzt also dafür aussprechen? Jede Rationalität scheint an diesem Punkt verloren.

Natürlich wurde der im Video gezeigte Mann sehr schnell angezeigt und von der Polizei in Gewahrsam genommen, auch um ihn vor eventueller Selbstjustiz zu schützen. Das schien notwendig, denn die im Internet angedeuteten Gewaltandrohungen wurden real, als zwei Einbrecher sich Zugang zur Wohnung des Tierquälers verschafften, der sich aber an einem anderen Ort aufhielt. Abschließend sollte erwähnt sein, dass der hier gezeigte junge Mann wohl aufgrund seiner Polizeiakte nie mehr richtig in das soziale Leben zurückfinden wird. Schwierigkeiten bei der Arbeitssuche sind wohl auch nicht auszuschließen. Handelt es sich dabei nicht schon um eine angemessene Strafe? Gewalt ist niemals eine Lösung. Gleiches mit Gleichem zu vergelten ebenso wenig.

Ein noch viel größeres als das gerade dargestellte Problem ist wohl die Tatsache, dass bei solchen privaten Fahndungsaufrufen auch falsche Personen verdächtigt werden können. Meist sind die Beschreibungen einfach zu ungenau, als dass man genau erkennen kann, um welche Person es sich handeln soll. Manchmal veröffentlicht auch ein übereifriger Nutzer eine angebliche Adresse des vermeintlichen Täters, die anschließend vom Seitenbetreiber weiterverbreitet wird. Die resultierenden Folgen sind leicht auszumalen und traten auch schon mehrmals auf.

Schließlich bleibt hier nur der Rat übrig, sich von solchen Hetzaktionen im Internet fernzuhalten. Um ihrer Reichweite Willen sind viele Seitenbetreiber dazu bereit, über das Gesetz hinaus zu gehen und Informationen nach Belieben zu verdrehen. Fahndungsaufrufe sowie die Ausübung von Justiz sind nicht ohne Grund der Öffentlichkeit verwehrt. Wenn überhaupt, dann sollte nur der Staat die Möglichkeit besitzen, im Netz nach mutmaßlichen Verbrechern zu fahnden, denn auch dies birgt eine große Problematik mit sich, da die Reichweite in sozialen Netzwerken ungeahnte Größen erreichen kann. Es genügt eigentlich schon, dass eine Seite den Beitrag ausschmückt und weiterleitet, um in Teufels Küche zu landen.


Quellen:



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